Schloss in Oberschleißheim

Das Schloss in Oberschleißheim ist ein prachtvolles barockes Bauwerk, das im Münchner Umland liegt und zusammen mit dem Alten Schloss und dem Neuen Schloss Schleißheim ein bedeutendes Ensemble der bayerischen Architekturgeschichte bildet. Es dient heute als eindrucksvolles Zeugnis der königlichen Prachtentfaltung und der baulichen Entwicklung im 17. und 18. Jahrhundert. Einst als Residenz der bayerischen Kurfürsten errichtet, fasziniert das Schloss noch heute durch seine architektonische Eleganz, seine kunstvoll gestalteten Gärten und seine reiche Ausstattung.

Geschichte des Schlosses Schleißheim

Die Geschichte des Schlosses in Oberschleißheim beginnt mit dem Bau des Alten Schlosses, das ursprünglich als Jagdschloss für Herzog Wilhelm V. von Bayern diente. Dieser zog sich nach seiner Abdankung 1598 aus dem öffentlichen Leben zurück und lebte fortan in dem von ihm in den Jahren 1598 bis 1604 erbauten Schloss. Das Alte Schloss ist ein schlichtes, jedoch dennoch repräsentatives Gebäude, das im Stil der Renaissance gestaltet wurde. Es liegt in unmittelbarer Nähe des später erbauten Neuen Schlosses und ist heute ebenfalls Teil des Schleißheimer Schlosskomplexes.

Unter Kurfürst Maximilian I., einem der bedeutendsten Herrscher des Hauses Wittelsbach, gewann der Schleißheimer Schlosspark zunehmend an Bedeutung. Maximilian nutzte das Anwesen für seine Erholung und baute die umliegenden Anlagen weiter aus. Doch es war sein Enkel, Kurfürst Maximilian II. Emanuel, der den Grundstein für das heutige barocke Schlossensemble legte. Maximilian Emanuel, ein glanzvoller Fürst und Militärführer, plante nach französischem Vorbild eine prachtvolle Residenz, die seiner Macht und seinem Ruhm Ausdruck verleihen sollte. Unter seiner Herrschaft begann 1701 der Bau des Neuen Schlosses, das später als eines der bedeutendsten Barockschlösser in Deutschland gelten sollte.

Architektur des Neuen Schlosses

Das Neue Schloss Schleißheim ist ein eindrucksvolles Beispiel des Hochbarocks und steht in einer Linie mit den großen europäischen Schlossbauten wie Versailles in Frankreich oder Schönbrunn in Wien. Der Entwurf des Schlosses stammt von dem Architekten Enrico Zuccalli, einem gebürtigen Tessiner, der bereits unter Kurfürst Ferdinand Maria tätig war und eine führende Rolle in der bayerischen Barockarchitektur spielte. Die Bauarbeiten begannen 1701, doch sie wurden durch die Kriegswirren des Spanischen Erbfolgekrieges unterbrochen, sodass das Schloss erst nach 1726 unter dem Architekten Joseph Effner vollendet wurde.

Die Anlage des Neuen Schlosses ist symmetrisch gestaltet, und die Fassaden beeindrucken durch ihre monumentale Gestaltung und das Zusammenspiel von Formen und Farben. Das zentrale Corps de Logis wird von zwei Seitenflügeln flankiert, die den Schlossbau zu einem geschlossenen Ganzen machen. Besonders hervorzuheben ist die Hauptfassade mit ihrer reichen plastischen Dekoration und den elegant gestalteten Fenstern und Balkonen. Die Farben der Fassade, eine Mischung aus Weiß und Gelb, sowie der prunkvolle Mittelrisalit, der dem Schloss eine vertikale Betonung verleiht, verleihen dem Bauwerk eine majestätische Anmut.

Innenräume und Ausstattung

Das Innere des Schlosses ist nicht minder beeindruckend als seine äußere Erscheinung. Die Räume sind prachtvoll ausgestattet und spiegeln den höfischen Glanz wider, der in der Barockzeit in Bayern herrschte. Besonders hervorzuheben ist der Große Saal, der als einer der größten Festsäle Bayerns gilt. Er erstreckt sich über zwei Stockwerke und beeindruckt durch seine aufwändigen Stuckarbeiten und das große Deckenfresko von Cosmas Damian Asam. Das Fresko zeigt den Triumph der Herrschaft Maximilians II. Emanuel und ist ein Meisterwerk des bayerischen Barock. Die illusionistische Malerei und die leuchtenden Farben verleihen dem Raum eine geradezu himmlische Atmosphäre.

Auch die weiteren Räume des Schlosses sind reich mit Kunstwerken ausgestattet. Besonders sehenswert sind die Prunkräume im ersten Obergeschoss, die mit wertvollen Möbeln, Gemälden und Wandteppichen ausgestattet sind. Viele dieser Einrichtungsgegenstände stammen aus der Zeit des Rokoko und reflektieren den Geschmack und den Lebensstil des bayerischen Hofes im 18. Jahrhundert.

Eine weitere Besonderheit ist die Schlosskapelle, die ebenfalls von Zuccalli entworfen wurde. Der Kapellenraum besticht durch seine schlichte, aber feierliche Gestaltung, die ganz im Stil des bayerischen Barocks gehalten ist. Die Decke ist mit einem weiteren Fresko von Asam geschmückt, das die Himmelfahrt Mariens darstellt.

Der Schlosspark

Ein weiteres Highlight des Schlosses Schleißheim ist der weitläufige Schlosspark, der zu den bedeutendsten Barockgärten Europas zählt. Der Park erstreckt sich über eine Fläche von etwa 200 Hektar und wurde nach französischem Vorbild von Dominique Girard, einem Schüler des berühmten Gartenarchitekten André Le Nôtre, angelegt. Der streng geometrisch gestaltete Park ist ein Meisterwerk der Gartenkunst und umfasst zahlreiche Wasserspiele, Skulpturen und kunstvoll gestaltete Hecken und Beete.

Der zentrale Teil des Parks wird von einer etwa 600 Meter langen Achse dominiert, die sich vom Schloss aus in südliche Richtung erstreckt und den Blick auf das weitläufige Gelände lenkt. Entlang dieser Achse befinden sich mehrere Brunnen und Becken, die zusammen mit den kunstvoll geschnittenen Hecken ein harmonisches Bild ergeben. Die Wasserspiele sind ein besonderer Blickfang und wurden zur damaligen Zeit von einem aufwändigen Pumpensystem gespeist.

Am Ende des Parks befindet sich der sogenannte Lustgarten, der durch seine Blumenbeete und die darin aufgestellten Statuen besticht. Dieser Teil des Gartens diente einst als privater Rückzugsort für den Kurfürsten und seine Familie und ist heute ein beliebtes Ziel für Spaziergänger und Besucher, die die Schönheit der Anlage genießen möchten.

Bedeutung und heutige Nutzung

Das Schloss Schleißheim ist nicht nur ein historisches Denkmal, sondern auch ein wichtiger kultureller Ort. Es beherbergt heute mehrere Museen, darunter die Bayerische Staatsgalerie, in der bedeutende Werke der deutschen Barockmalerei ausgestellt werden. Auch das Alte Schloss ist für die Öffentlichkeit zugänglich und zeigt eine umfangreiche Sammlung von Möbeln und Kunstwerken aus der Zeit des 17. und 18. Jahrhunderts.

Zudem finden im Schloss regelmäßig kulturelle Veranstaltungen statt, darunter Konzerte, Ausstellungen und Führungen, die Besucher in die Welt des barocken Hoflebens eintauchen lassen. Besonders in den Sommermonaten ist das Schloss Schleißheim ein beliebter Anziehungspunkt für Touristen und Einheimische, die die prächtigen Räume und den weitläufigen Park erkunden möchten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Schloss in Oberschleißheim ein herausragendes Beispiel für die bayerische Barockarchitektur und die Prachtentfaltung des bayerischen Hofes im 17. und 18. Jahrhundert darstellt. Es ist ein Ort, an dem Geschichte lebendig wird, und lädt seine Besucher dazu ein, in die glanzvolle Vergangenheit des bayerischen Adels einzutauchen.